„Darum geht´s: Der seltsame Aufstieg eines autistischen Mädchens. Eine Geschichte über eine mexikanische Autistin, die eine Thunfischfabrik erbt, am liebsten einen Taucheranzug trägt und sich mit militanten Tierschützern anlegt: Das klingt eigentlich ein bisschen zu wild, um nicht konstruiert zu wirken. Doch genau darin liegt der Zauber dieses Romans: Er steckt so voller Fantasie, dass man beim Lesen regelrecht eingesogen wird in die exotische Geschichte.
Karen, die Hauptfigur, wird als Kind von ihrer Tante gefunden, in einem hellen, baufälligen Haus an der Pazifikküste, nackt, verwahrlost, stumm. Die Tante macht einen Menschen aus ihr und stellt fest, dass sie zwar nach normalen Maßstäben schwachsinnig ist, aber ganz besondere Fähigkeiten hat. So lernt Karen sprechen, tauchen und alles über Massentierhaltung. Als das Thunfischunternehmen der Familie den Bach runtergeht, hat sie die rettende Idee und wird mit Hilfe eines schillernden Investors zur reichen Frau, die ihre Schrullen gediegen ausleben kann. Doch am Ende dämmert ihr der Wahnsinn der grenzenlosen Wachstumsfantasien, und im großen Finale trickst sie alle Globalisierer dieser Welt aus. Wer im Kopf mal ganz weit weg sein will, der stecke die Nase in diesen klugen und unterhaltsamen Roman, der sich manchmal ein bisschen liest wie John Irving in seinen besten Zeiten.“ (Zitat: Sommerbücher: Bücher für Mußestunden von Korinna Henni, NDR)
Fazit:
Ein bisschen erinnert die Protagonistin, die sich selber als „Ich“ bezeichnet, an Temple Grandin, die Expertin für Rinder, ist sie doch Fachfrau für den Fang, das stressfreie Töten, aber schließlich die Zucht von Thunfischen. Also gewissermaßen eine „Thunfischflüsterin“. Von dem verwahrlosten, nicht-sprechenden kleinen Mädchen wird sie zu einer sehr liebenswerten jungen Frau, die eine riesige Firma mit ihrer Tante zusammen leitet und durch tolle Erfindungen wie eine „Fliegenvernichtungsmaschine“ verblüfft. Viele interessante Details, und dazu eben typisch autistisch. Toll: die Beziehung zwischen Karen und ihrer Tante.