Von der Arbeitsgruppe Qualitätsentwicklung / Evaluation um Herrn Professor Dr. Wolfgang Böttcher vom Institut für Erziehungswissenschaft der WWU Münster wurden 12 dem Bundesverband Autismus-Deutschland angegliederte Autismus-Therapieeinrichtungen in NRW, Niedersachsen, Bremen und Bremerhaven einer externen Evaluation unterzogen. Die Befragungsinstrumente wurden gemeinsam mit der Steuerungsgruppe der kooperierenden Zentren [2] entwickelt. Auch einige Kostenträger waren in die Erstellung der Instrumente eingebunden. Befragt wurden im Zeitraum von Mai bis Juli 2015 Eltern, Betreuer und – wenn es möglich war – auch die Klienten selbst.
Die Einrichtungen haben insgesamt 1785 Fragebögen an die Befragten versendet, von denen 966 von den Befragten ausgefüllt und anonym direkt an das Evaluationsteam zurückgeschickt wurden. Die Rücklaufquote beträgt somit mehr als 54 %.
Untersuchungsergebnisse
Allgemeine Einschätzung des Therapie- und Beratungsangebots
Die allgemeine Frage nach der Zufriedenheit mit der Autismus-Therapie wurde von einer überwältigenden Mehrheit von über 92 % der Befragten positiv beantwortet. Fast 63 % waren sogar sehr zufrieden (siehe Diagramm 1).

Hilfeerfolg
Darüber hinaus war sehr differenziert nach der Zufriedenheit mit der Hilfe und deren kurzfristigen und nachhaltigen Auswirkungen gefragt worden. Die Ergebnisse waren in allen Bereichen ebenfalls überaus positiv. So wurde von den Befragten für eine Mehrheit von 66 bis 76 % der Klienten festgestellt, dass sie im Kontakt mit Anderen und mit sich selbst besser klarkämen, dass sie verlässliche Wege der Kommunikation entwickelt hätten, sich selbst besser steuern und sich allgemein im Alltag mit anderen Menschen besser zurechtfinden könnten (siehe Diagramm 2). All dies sind Bereiche, die den Kern der autistischen Problematik darstellen.

Etwa 85 % der befragten Klienten gaben zudem an, sich durch das Angebot der Einrichtungen im Alltag entlastet zu fühlen. Sogar 91 % gaben eine positive Antwort auf die Frage, wie gut man über das Thema Autismus informiert wurde. Ähnliche Fragen wurden an Eltern und Betreuer gestellt. Beispiel-Items sind: „Ich fühle mich heute sicherer im Umgang mit dem Klienten“, „Ich fühle mich heute gut über das Thema Autismus aufgeklärt“ oder „Die damalige Hilfe nützt mir auch heute noch im Alltag“. Es ergaben sich ähnlich hohe Zustimmungswerte und nur geringe Unterschiede zwischen den Antworten zu den einzelnen Fragen.
Fragen zu Arbeitsweise der Einrichtung und Kooperation
Nach der Kompetenz der Fachkräfte in den Einrichtungen gefragt, waren fast 90 % der Befragten der Ansicht, dass in den Einrichtungen professionell und gut ausgebildete Fachkräfte arbeiten. Sofern die Befragten sich in der Lage sahen, es kompetent einzuschätzen, waren ebenfalls fast 90 % der Ansicht, dass in den Einrichtungen eine hohe Kooperationskultur herrscht. Über 90 % waren der Meinung, dass die Ziele der jeweiligen Hilfen gemeinsam mit den Einrichtungen erarbeitet werden konnten.
Verhältnis zur Fachkraft
Hier wurde nach der Beziehung von Klient und Fachkraft gefragt. Eine Dimension, die auch in der Therapieforschung empirisch gesichert einen hohen Stellenwert einnimmt. Fast 85 % der Befragten ordneten die Qualität der Beziehung auf einer zehnstufigen Skala in den Bereichen 8, 9 oder 10 ein.
Zusammenarbeit mit der Einrichtung
Diese Dimension wurde wiederum durch eine Anzahl von Statements beschrieben. Um einige Beispiele zu nennen: „Ich weiß, dass die Hilfe durch die Einrichtung zeitlich begrenzt ist, also auch endet“, „Auf Absprachen mit der Fachkraft kann ich mich verlassen“ oder „Bei Problemen mit der Erziehung unseres Kindes hilft mir die Einrichtung dabei, geeignete Lösungen zu finden“. Auch hier liegen die Antworten ebenfalls im Bereich hoher Zustimmung bewegen.
Bewertung der Untersuchungergebnisse
Nach Einschätzung der Autoren ist die hier vorgestellte Untersuchung mit einer so hohen Anzahl von Befragten, einem Untersuchungsdesign, welches Manipulationsmöglichkeiten minimiere und derart eindeutigen Ergebnissen ein Beleg für die Wirksamkeit der Arbeit der überprüften Therapie-Einrichtungen[1].
[3] vgl. dazu die Artikel aus der Fachgruppe Therapie des Bundesverbands Autismus-Deutschland in Heft 78 der Zeitschrift autismus.
[1] Arbeitsgruppe Evaluation Autismus-Therapie – erstellt von Wolfgang Rickert-Bolg (ATZ Osnabrück, Fachgruppe Therapie des BV-Autismus-Deutschland
[2] Maike Kirschbaum (ATZ Hamm), Christiane Kowalik (Therapieinstitut Mitte Münster), Ruth Terinde (ATA Ibbenbüren)
[3] vgl. dazu die Artikel aus der Fachgruppe Therapie des Bundesverbands Autismus-Deutschland in Heft 78 der Zeitschrift autismus